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Alle Rechte beim Institut für Traumatherapie Oliver Schubbe bzw. beim Autor.
In der Vorbereitung des Retreats, die durch mehrfache Kontakte untereinander und Fragestellungen zum Thema Menschenbild in der Traumatherapie geprägt war, habe ich mich entschlossen, einen persönlichen Beitrag zu leisten, der meinen Werdegang als Psychotherapeutin von der Gestalttherapie bis hin zum Brainspotting darstellt.
Ich möchte meinen Vortrag mit dem Bild beginnen, das mir meine komplex traumatisierte Klientin Maria, die ich im letzten Jahr vorstellte, zum Abschied der Therapie malte.
Es symbolisiert für mich den Kerngedanken der Gestalttherapie, nämlich die Ich-Du Beziehung, die Martin Buber in seinem Buch: "Ich und Du" (10. Auflage, Heidelberg 1979) folgendermaßen beschreibt: Die Beziehung zum Du ist unmittelbar. Zwischen Ich und Du steht keine Begrifflichkeit, kein Vorwissen, keine Phantasie; und das Gedächtnis selber verwandelt sich, da es aus der Einzelung in die Ganzheit tritt. Zwischen Ich und Du steht kein Zweck, keine Gier und keine Vorwegnahme; und die Sehnsucht selber verwandelt sich, da sie aus dem Traum in die Erscheinung stürzt. Alles Mittel ist Hindernis. Nur wo alles Mittel zerfallen ist, geschieht Begegnung.
Meine Ausbildung in Gestalttherapie habe ich am Gestaltzentrum Berlin, dem ersten Gestaltinstitut Berlins 1981 begonnen. Damals habe ich mich mit den theoretischen Konzepten der Gestalttherapie und Psychoanalyse auseinandergesetzt und fand in der Gestalttherapie mehr Lebendigkeit, unmittelbare Erfahrung statt Deutung, Konzentration des Gewahrseins auf das, was jeweils ist.
Paul Goodman, Frederik Perls und Ralph Hefferline beziehen in ihre Theorien die politische Dimension, gesellschaftliche Gegebenheiten und Umweltbedingungen mit ein. Der Mensch wird in der Gestaltherapie als leib-seelisch-geistige Einheit gesehen, als ein lebendiges System, zu dem spirituelle, kognitive, emotionale und körperliche Funktionen gehören, die sich in ständiger Wechselwirkung miteinander befinden und niemals isoliert auftreten.
Jeder Gedanke ist auch ein körperlicher Prozess, jede Emotion hat auch kognitive Aspekte, und die Möglichkeiten und Grenzen unserer Körperlichkeit wirken auf unsere geistige und psychische Verfassung, wie umgekehrt unser Denken und Fühlen nicht ohne Einfluss auf unseren Körper ist. Darüber hinaus kann dieser Organismus nicht definiert werden ohne Bezug auf seine Umwelt.
Was ist Gestalttherapie?
Ich bin wie die meisten von euch ein Kind der Nachkriegsgeneration und des Wirtschaftswunders. In meinem Elternhaus wurde immer viel philosophiert, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus fand relativ offen statt; beide Eltern machten traumatisierende Erfahrungen im Krieg, über die, anders als in den meisten Familien meiner Freunde gesprochen wurde.
Die Auseinandersetzung war jedoch eine theoretische; Gefühle wurden abgespalten, verleugnet, einer Kontrolle und Betonung des Normativen untergeordnet; hinzu kam eine starke religiöse, katholische Erziehung, die in meiner persönlichen Erfahrung wenig Emotionalität zuließ.
Schon sehr früh habe ich mich mit dem Buch von A. Mitscherlich: "Die Unfähigkeit zu Trauern" befasst. Berührt war ich auch von einem Tanztheater zu diesem Thema von Helm Stierlin, einem Familientherapeuten, das Ende der 70er Jahre in Heidelberg aufgeführt wurde.
Aus heutiger Sicht würde ich mein damaliges Gefühl so beschreiben, dass ich irritiert war. Ich empfand ein Gefühl von Nebel, das im Erkennen jetzt, Ausdruck der erlebten Spaltung oder auch Dissoziation war.
Meine ersten Erfahrungen mit Psychoanalyse waren im Rahmen von Supervision, damals in einem Praktikum am Institut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Der Analytiker war völlig zurückhaltend, als Person nicht spürbar; aber es gab die Möglichkeit über Gefühle zu sprechen, was eine gute Erfahrung war.
Die Gestalttherapie schätze ich wegen ihrer Lebendigkeit, Spontaneität und dem Zusammenhang zwischen Politik und Psyche, der von Theodor Adorno, Herbert Marcuse, Jürgen Habermas, Erich Fromm und Horst-Eberhard Richter in vielen Schriften benannt wurde, die ich damals gelesen habe. Ich stamme aus Frankfurt am Main und war unmittelbar berührt von der kritischen Theorie der Frankfurter Schule am Institut für Sozialwissenschaften, den Diskussionen und Streiks dieser Zeit.
"Die Vernunft, die einst eine aufklärerische Rolle gespielt hat, ist in der modernen Welt zu einer instrumentellen Vernunft verkommen. Unter zunehmendem Verlust der Individualität werden Menschen zu Vollzugsorganen und Objekten einer wissenschaftlich technischen Naturbeherrschung und zu einer zunehmend bürokratisierten Welt." (Th. Adorno)
Es wurden in der sogenannten Frankfurter Schule überwiegend drei Sphären beleuchtet: Die ökonomische Basis der Gesellschaft, die psychische Entwicklung des Individuums und der kulturelle Bereich. Der Bereich der Natur des Menschen wurde im Großen und Ganzen ausgeklammert. Es ging um die Hochschätzung der Dialektik, nämlich der konsequenten Verweigerung des kommunikativen Einverständnisses, sowie dem Widerstand gegen die Einverleibung der Dinge, wie es Subjekt und Denken eigen ist.
Adorno war übrigens ein Schüler Edmund Husserls, der die Phänomenologie als Zugangsweg zur Wirklichkeit im Gegensatz zur deskriptiven Psychologie 1901 in seinen logischen Theorien darstellte. Adorno schrieb seine Dissertation über die "Transzendenz des Dinglichen und Noematischen in Husserls Phänomenologie". Auf Husserl werde ich später noch eingehen.
Eine weitere, für mich in meiner Entwicklung bedeutsame Dimension der Gestalttherapie ist die Rolle des Körpers. Die Ausklammerung und Vernachlässigung der körperlichen Dimension aus dem psychotherapeutischen Geschehen führte letztlich zur Abwendung Fritz Perls von der Psychoanalyse.
Der Hirnforscher Kurt Goldstein entwickelte in den 20er Jahren die Theorie der rganismischen Selbstregulation, die besagt, dass jedes Lebewesen mit der Fähigkeit ausgestattet ist, sich an veränderte innere und äußere Bedingungen kreativ anzupassen. Der Organismus strebt nach Wachstum und Selbstaktualisierung und arbeitet auf der Grundlage der Vorrangigkeit (Figur/Grund Konzept), bei dem das Bedürfnis am dringlichsten ist, das zur Erreichung der Homöostase benötigt wird.
Auf diesem Hintergrund betrachtet Fritz Perls Emotionen und Widerstände als ein natürliches Element der organismischen Selbstregulation und kreativen Anpassung. Das bedeutet ein Umbenennen und Bewerten von Hemmungen und Blockaden (psychopathologisch Neurosen genannt) in dem Sinne, dass sie für den Organismus Stützfunktionen haben.
Josef Zinker beschreibt die Gestaltkörpertherapie wie folgt: Der Klient beginnt mit der Bewusstheit seines Selbst einschließlich der sensorischen Erfahrung des physischen Selbst. Veränderungen der Muskeln, des Skelettes und der Körperhaltung treten mit zunehmender Bewusstheit und dem Gefühl der eigenen Wahlmöglichkeit und Komplexizität sowie des eigenen inneren Reichtums ein. Diese Veränderungen sind ganzheitlich, sie erfassen den ganzen Organismus und scheinen viele Jahre zu halten.
David Grands Ansatz zeigt im Gegensatz zu EMDR, dass der Brainspot selbst zum Fokus gemacht wird und nicht die traumatisierende Erfahrung.
In der Gestalttherapie mache ich ähnliche Erfahrungen. Berichtet der Klient von einem Problem, fokussiere ich häufig eine mögliche Körperreaktion, z.B. Unruhe in den Beinen, ein Lecken der Lippen, ein Runzeln etc. Ich bitte den Klienten, dies wahrzunehmen, vielleicht zu übertreiben, zu spüren, was entsteht, wie sich das anfühlt, ob Worte zu dem Gefühl gehören. Ich bewege ich mich weg von dem aktuellen Konflikt auf eine möglicher Weise tiefer liegende Ebene und berühre somit tiefere Schichten des Gehirns.
Meine persönliche Erfahrung mit dieser offenen, nicht wertenden, nicht analysierenden Haltung war für meinen eigenen therapeutischen Prozess wichtig und bestimmt meine Grundhaltung meiner Arbeit als Psychotherapeutin. Es geht dabei um den Respekt für den von Augenblick zu Augenblick ablaufenden Prozess des Klienten und für dessen Integrität und menschliche Würde.
Nach meiner Ausbildung in Gestalttherapie wurde diese trotz vieler Bemühungen als Kassenheilverfahren nicht anerkannt, was überwiegend machtpolische Gründe hatte. Ich arbeitete dann mehrere Jahre in einer psychiatrischen Klinik und absolvierte eine tiefenpsychologische Ausbildung.
Natürlich bedeutet dies auch einen immensen Erfahrungsgewinn, aber gerade in klinischen Bezügen fühlte ich mich mit meiner Überzeugung und Haltung isoliert. Es ging klinisch primär um eine diagnostische Festschreibung und Psychopathologie als um einen prozessualen Zugang in der Wahrnehmung und im Erleben. Oft hatte ich das Gefühl von Stagnation und auch in der Art der Betrachtung krankhafter Zustände das Gefühl von Dissoziation des Betrachters.
Die Methodik des Brainspotting, mit der ich das erste Mal 2006 in Italien (Retreat in Mergozzo) durch David Grand in Kontakt kam, fasziniert mich und führt mich in besonderer Weise an meine Gestaltwurzeln zurück.
Besonders gefällt mir der prozessuale Weg, sich seinem Selbst zu nähern unter Einbeziehung der Körperwahrnehmung. David Grand schreibt dazu in Anlehnung an Peter Levine: Die bewusste Wahrnehmung der Körperempfindung hilft dem Betroffenen, sich neu zu organisieren. Mit Hilfe des körpereigenen felt-sense können die Personen ihre eingebaute Immunität gegen Traumata aufspüren und in Gang setzen. Die Patienten erleben gleichzeitig durch den Brainspot ein sich nach innen öffnen und ein Gehaltensein im Raum. Durch die akustische bilaterale Stimulation erfolgt eine Aktivierung durch Töne und Schwingungen, die ebenso gleichzeitig stabilisierend und aktivierend ist.
Fritz Perls bezieht sich in seinen Ausführungen mehrfach auf Heraklit (544-484 v. Chr.), für den das Wesen der Welt das Ewig-Im-Fluss-Sein ausmacht. "Man kann nicht zweimal in den selben Fluss hinabsteigen, andere Wasser sind da, und wir selbst sind auch anders geworden. Alles fließt."
Das Werden begreift Heraklit als ein Entfalten in ergänzenden Gegensätzen, kein Vorrübergleiten von immer Neuem. Transportiert man dies in die heutige Physik, spräche Heraklit vielleicht von einer selbstorganisatorischen Dynamik der Teilchen-Welt und einem Begreifen von Leben in der Dualität und nicht Polarität.
Dieses Verständnis von Strukturen der Wirklichkeit findet sich nach meiner Auffassung gemeinsam in der Gestalttherapie und dem Brainspotting.
Auch finden wir den Begriff der Phänomenologie bei beiden Therapieformen Die Phänomenologie beschreibt einen möglichen Zugangsweg zur Wirklichkeit und geht auf E. Husserl (1859-1938) zurück. Er beeinflusste Fritz Perls in seiner Studienzeit mit seinen Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie.
Für mich bedeutet diese Haltung möglichst offen jeder Begegnung gegenüber zu stehen, mir zu erlauben, meine Sinne wertfrei zu benutzen und anzunehmen, was (im therapeutischen Prozess) geschieht. Letztlich findet man diese Grundhaltung in den meisten Meditationspraktiken.
David Grand schreibt in seinem Abschnitt zur Phänomenologie des Brainspotting: "Die tiefsten Regionen unseres Gehirns sind frei von Kognition, Sprache und Erfahrung. Sie beinhalten wissende, existenziell reagierende, instinktive Prozesse, Überlebensmechanismen, Reflexe und Aspekte unseres Körperbewusstseins. Hier ist der Ort, an dem wir tatsächlich leben und atmen. Vieles an Information aus dem Hirnstamm wird durch unser Bewusstsein fehlinterpretiert, schmerzliche Erfahrungen werden mit verschiedenen Verdrängungsmechanismen vermieden und führen so zu Konfusion und Krankheitssymptomen. Die Verarbeitung und das Geschehenlassen der natürlichen Reaktion werden blockiert. Die Lösung ist jedoch ganz einfach: Beobachte neugierig, lass dir Zeit und nimm wahr, was geschieht."
Die Gestalttherapie beschreibt dies als Wiederbelebung der Sinne und versteht das Bewusstsein als Funktion des Kontaktprozesses mit der Welt. Im weitesten Sinne ist dieses reflexive Bewusstsein gleichzusetzen mit dem Sich-zu-etwas-Verhalten, in David Grands Terminologie dem reflexiven Verhalten.
In Verbindung zu Husserls Phänomenologiebegriff stelle ich die "black-box"-Theorie des Gehirns in Frage. Die Eigenschaft des Bewusstseins ist stets auf Objekte gerichtet, jegliches Bewusstsein ist prinzipiell intentional; Bewusstsein ist immer Bewusstsein von etwas und dieses Etwas ist das, worauf sich die Aufmerksamkeit bezieht. Der Organismus ist ja nicht ein Körper, der mit einer "black-box" ausgestattet ist, die ähnlich einem Computer in einem Input-Output-Verhältnis zur Umwelt steht, sondern ein sich selbst bewusstes bewegliches Subjekt, das seine Umwelt anrührt und aufrührt, indem es sich selbst als Bestandteil dieser Umwelt sieht.
Dies spiegelt David Grands Bewusstseinsbegriff wider, den ich erst nicht verstanden habe: Bewusstsein = (Neugier minus Hypothese) plus (Möglichkeit minus Erwartung); die Neugier und Möglichkeit sind intentional, Hypothesen und Erwartungen hindern die Wahrnehmung im Hier und Jetzt.
Grundannahme beider Therapieverfahren ist die reflexive Sinnlichkeit; damit meint Peter Dreitzel, ein Gestalttherapeut und guter Freund, einen Prozess des In-aufmerksamem-Kontakt-Seins auf der Basis voll entfalteter sensomotorischer, emotionaler, kognitiver und energetischer Kräfte.
Ist dies nicht auch vergleichbar mit anderen altered states of consciousness, die sich in verschiedenen Meditationspraxen und Heilungsmethoden anderer Kulturen finden?
Erlangen die Klienten nicht einen altered state of conciousness in einer EMDR oder Brainspottingsitzung, oder auch bei bestimmten Gestaltübungen?
Ist die bilaterale Stimulation nicht vergleichbar mit dem sogenannten driving rhythm into inversion oder einem kinetischen Mantra?
Hat die teilweise sehr kritische Auseinandersetzung und Ablehnung dieser Methoden in der psychiatrischen und psychotherapeutischen westlichen Kultur mit der Entwertung solcher Praktiken zu tun?
Eigentlich habe ich diese theoretische Annäherung versucht, weil mir sehr schnell bewusst war, dass mir Brainspotting liegt. Es ist so wie bei einem Instrument oder auch Werkzeug, das zu einer inneren Resonanz führt oder gut in der Hand liegt. Es ist mir persönlich in den letzten Monaten zugänglicher als EMDR, und ich habe viel experimentiert.
Im Anschluss möchte ich eine kurze Fallgeschichte darstellen:
Lara ist 19 Jahre alt und war zweimal durch die Führerscheinprüfung gefallen. Sie ist eine kluge, differenzierte junge Frau, hatte ein Jahr in Kanada in einer Austauschfamilie gelebt und bereits in Kanada den Führerschein bestanden, der hier nicht anerkannt wurde. Sie nahm noch einige Fahrstunden, war ganz sicher mit den hiesigen Verkehrsregeln. Das Fahren bereitete ihr keine Probleme, weil sie schon viele hunderte Kilometer in Kanada gefahren war.
Die Eltern sind sehr fürsorglich, ich kenne sie aus der Schulzeit meiner Kinder. Probleme waren nicht zu erkennen. Lara kam und berichtete, dass sie beim ersten Mal in der Prüfungssituation die Abstände der Autos nicht mehr erkennen konnte. Alles sei verschwommen. Beim zweiten Mal habe sie nichts mehr sehen können, alles war diffus, es gab keine Konturen mehr. Sie war verzweifelt, konnte sich das nicht erklären, fühlte sich hilflos ausgeliefert. Sie hatte die Chance, in 5 Wochen erneut die Prüfung zu versuchen, was der Fahrlehrer für sie bewirkt hatte.
Ich hatte wenige Ideen, Konflikte und aktuelle Dinge negierte sie. Auch habe es ihr in Kanada gut gefallen. Es sei vielleicht schwer, wieder in Deutschland zu sein, aber eigentlich sei das auch nicht so schlimm. Ich ermutigte sie, in Brainspotting einzuwilligen. Erklärte ihr die Methodik und beruhigte sie erst mal mit der bilateralen Musik, die sie entlastend fand.
Ohne etwas zu wissen bin ich mit dem Brainspot eingestiegen, der sich sehr deutlich darstellte. Sie ging erst in die Prüfungssituation, weinte, wirkte ratlos... und plötzlich tauchte etwas auf, von dem sie sagte, dass dies wohl keinen Zusammenhang mit der Situation habe. Sie erinnerte sich an einen verstorbenen Sohn der Austauschfamilie. Dieser Junge war mit 16 Jahren an einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen.
Die Familie war völlig verzweifelt und beschloss dann, eine Austauschschülerin, nämlich Lara aufzunehmen. Lara wurde als Engel aus Deutschland begrüßt, der Freude in die Familie bringt. Sie hatte ein sehr enges Verhältnis zur Mutter und diese in ihrem Trauerprozess unterstützt. Deshalb konnte sie in Kanada wenig ausgehen, weil die Mutter sie brauchte. Lara fühlte sich zeitweise ausgenutzt, aber auch gebraucht und nahm ihre Aufgabe, die ihr zugeteilt wurde, an. Sie fühlte sich der Mutter verpflichtet, hatte aber selber keine Unterstützung in dieser Belastung.
In Deutschland hatte sie das Gefühl, keinem Anderen ein Leid zufügen zu wollen, ein Leid, das so groß war, wie es die Familie in Kanada erfahren hatte. Sie fühlte sich als potenzielle Täterin, wenn sie Auto fuhr.
Wir arbeiteten drei Stunden, ohne auf die tiefergehende Abwehrdynamik wie Täter-Opfer-Umkehr, Wendung gegen das Selbst etc. einzugehen. Die Blockade löste sich, sie machte die Prüfung ohne Probleme, fährt gerne und besitzt jetzt ein eigenes kleines Auto.
Hier denke ich an ein Lied, das David Grand in seinem Buch "Emotional Healing" beschreibt (S. 8):
Doctor, my eyes
Cannot see the sky.
Is this the prize
For having learned how not to cry?
Ich kann Brainspotting im Rahmen meiner Gestalttherapie leicht integrieren, was verschiedene Gründe hat:
Natürlich sind diese Punkte rein subjektiv, und ich freue mich über eine kritische Diskussion. Meinen Vortrag möchte ich mit einem Zitat von Novalis beenden:
"Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Wo sie sich durchdringen - ist er in jedem Punkt der Berührung."
Dreitzel, H. P. (1992). Reflexive Sinnlichkeit. Edition Humanistische Psychologie, Köln
Grand, D. (2003). Emotional Healing at Warp Speed. Present Tents Publishing, New York
Grand, D. (2006). Brainspotting I und II. Manual zur Ausbildung
Hartmann-Kottek, L. (2004). Gestalttherapie. Springerverlag, Heidelberg
Hofmann-Widhalm, H. (2005). Traumatherapie in der integrativen Gestalttherapie. In: Gestalttherapie 19/2, S. 82-100
Krauss-Kogan, W. (2006). Der Körper als Stütze (Self-Support) - Unterstützung (Support) für den Körper. In: Gestalttherapie 20/1, S. 6-17
Perls, F. (1980). Gestalt, Wachstum, Integration. Junfermann-Verlag, Paderborn
Perls, F., Hefferline, R., Goodman, P. (1979). Gestalttherapie. Lebensfreude und Persönlichkeitsentfaltung. Klett-Cotta, Stuttgart
Perls, F., Hefferline, R., Goodman, P. (1979). Gestalttherapie. Wiederbelebung des Selbst. Klett-Cotta, Stuttgart
Rumpler, P. (2006). Spiegelverkehrt: Beiträge zur Aufdehnung der Innen-Welt. In: Gestalttherapie 20/1, S. 119-150
Stein, D., Rousseau, C., Lacroix, L. (2004). Between Innovation and Tradition: The Paradoxical Relationship between EMDR and Altered States of Conciousness. In: Transcult Psychiatry 41/5, S. 4-29
Verfasserin:
Dr. med. Christa Ludwig-Trendel
EMDR-Traumatherapeutin (IT)
Ärztliche Psychotherapeutin
ludwig-trendel@t-online.de