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Klienteninformation

Natalie Olbrisch (2005)

Die Zeit heilt nicht alle Wunden

Was ist ein Trauma? Trauma bedeutet im Griechischen "Verletzung". Ein Trauma ist eine seelische Verletzung, die nicht im Laufe der Zeit verheilt und mit der Sie nicht allein zurechtkommen.

Dass es Situationen im Laufe des Lebens geben kann, die so traumatisch, also so verletzend sind, dass sie nicht allein verarbeitet werden können, leuchtet sofort ein, wenn Sie z.B. an den Verlust eines geliebten Menschen, an Unfälle, sexuelle und körperliche Gewalt in der Kindheit oder im Erwachsenenalter, an Naturkatastrophen, seelische und körperliche Misshandlungen oder an Kriegs- und Flüchtlingssituationen denken.

Es gibt aber auch weniger drastisch erscheinende Situationen, die für einen bestimmten Menschen in einem bestimmten Moment eine solche Tragweite bekommen, dass sie traumatisierend sein können.

Posttraumatische Belastungsstörung

Die Hälfte der Menschen, die daraufhin eine Posttraumatische Belastungsstörung (im folgenden PTBS) entwickeln - also eine Streßerkrankung nach dem eigentlichen Ereignis - genesen von dieser innerhalb eines Jahres ohne Behandlung. Andere können eine chronische PTBS entwickeln.

In jedem Falle sollten Personen, die ein für sie traumatisierendes Erlebnis erlitten haben, möglichst bald Hilfe bei einer Traumatherapeutin oder einem Traumatherapeuten suchen, wenn sie unter folgenden Symptomen leiden: wiederkehrende und eindringliche, belastende Erinnerungen an das Ereignis, belastende Träume von dem Ereignis, Handeln oder Fühlen als ob das Ereignis wiederkehrt, z.B. in Form von starker Angst, wenn sie sich in einem ähnlichen Kontext befinden (z.B. Autofahren o.ä.), aber auch Vermeidung von Gedanken, Gefühlen oder Gesprächen, die mit dem Ereignis in Verbindung stehen oder dem Gefühl der Entfremdung von Anderen - "niemand kann einen wirklich mehr verstehen".

Sicherlich gibt es auch traumatisierende Erlebnisse, an die man sich nicht mehr erinnert, hier können auch andere Symptome wie Angststörungen, Depressionen, Süchte und auch körperliche Erkrankungen, darauf hinweisen, dass es Traumata in der Vergangenheit gibt.

Hier macht es Sinn - möglichst frühzeitig - eine erfahrene Therapeutin oder einen erfahrenen Therapeuten aufzusuchen, die oder der auch in Traumatherapie - wie z.B. EMDR - ausgebildet ist.

Auf der Startseite können Sie in der Nähe Ihres Wohnortes einen entsprechenden Therapeuten oder eine Therapeutin finden.

Was ist EMDR?

EMDR ist die Abkürzung für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing", auf deutsch "Desensibilisierung und Neuverarbeitung mit Augenbewegungen", die eine der meist untersuchten Methoden ist, ein Trauma innerhalb einer Therapie aufzulösen.

Bevor die Traumaverarbeitung beginnt, werden der Klientin/dem Klienten Entspannungstechniken und Stabilisierungstechniken vermittelt.

Wird in der Phase der Traumaverarbeitung EMDR eingesetzt, versucht die Klientin/der Klient, sich in eine als problematisch erinnerte Situation oder ein solches Gefühl hineinzuversetzen und folgt gleichzeitig mit den Augen für 1-2 Minuten der sich hin- und herbewegenden Hand der Therapeutin oder des Therapeuten.

Die Augenbewegungen helfen, die Informationen zu verarbeiten; dies hat mit der Funktionsweise des Gehirns zu tun (so gibt es beispielsweise eine Traumphase im Schlaf - die REM-Phase, während der Erlebtes im Traum verarbeitet wird und sich gleichzeitig die Augen hin- und herbewegen - sozusagen eine natürliche Selbstheilungsfähigkeit des Organismus).

Dann wird besprochen, was während der Verarbeitung mit den Augenbewegungen in der Klientin/dem Klienten vorging.

Danach geht es mit dem Besprochenen wieder in die weitere Verarbeitung mit den Augenbewegungen. So setzt sich dieser Prozess in einer Sitzung fort, bis die Klientin/der Klient sich deutlich entlastet fühlt. Selbstverständlich hat die Klientin/der Klient jederzeit die Möglichkeit, den Prozess zu unterbrechen, z.B. wenn es ihr/ihm für den Moment zu belastend wird. Zu betonen ist hier, dass die Kontrolle über den Prozess jederzeit bei der Klientin/ dem Klienten liegt.

In dem Zeitraum nach der Sitzung kann es zu Erinnerungen und Träumen kommen, auch neue Einsichten können gewonnen werden - diese gilt es wahrzunehmen und in der folgenden Sitzung mit dem Therapeuten zu besprechen um dort fortzufahren.

Im Verlauf der Therapie können so schrittweise die alten belastenden Erinnerungen verarbeitet werden und den Klienten sich Möglichkeiten eröffnen, die belastenden Symptome zu verabschieden und schrittweise zu einem befreiteren und zufriedenerem Leben zu finden.

Natalie Olbrisch