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Alle Rechte beim Institut für Traumatherapie Oliver Schubbe bzw. beim Autor.
Eine psychische Traumatisierung hinterläßt unverarbeitete Eindrücke im Gedächtnis. Diese psychischen Inhalte stehen zunächst unverbunden neben allen anderen Gedächtnisinhalten. Die Erinnerungen auf den verschiedenen Sinnesebenen können fragmentiert, d.h. unzusammenhängend gespeichert sein. Bei ungefähr 25% der Traumatisierten geht die Abspaltung der traumatischen Inhalte bis zur Amnesie. Bei der Erinnerung an das Trauma entgleiten die Ressourcen der Aufmerksamkeit. Das positive Bild des Betroffenen von sich selbst und der Welt gerät aus dem Blick, obwohl es zur psychischen Stabilisierung wie auch zur Integration des Traumas eine notwendige Zutat wäre. Zur psychischen Stabilisierung wie auch zur Vorbereitung der Traumaverarbeitung ist es in solchen Fällen nötig, die Aufmerksamkeit des Klienten ganz gezielt auf die äußeren und/oder inneren Ressourcen zu lenken. Indem die Aufmerksamkeit gleichzeitig von Schlüsselreizen und Auslösern abgelenkt wird, dienen viele der genannten Stabilisierungsmethoden auch der Flashbackkontrolle.
Die Frage nach der traumatischen Situation sollte erst gestellt werden, wenn die Klientin schon ein Symbol für die Gegenwart gefunden hat und eine angenehme Empfindung im Körper lokalisiert hat. Eine mögliche Form, angemessen sachlich und direkt nach dem Trauma zu fragen, könnte z.B. lauten:"Bitte sagen Sie mir alles über die Vergewaltigung, was Sie für nötig halten, damit ich Sie verstehen kann."
Zunächst sollte betont werden, daß Symptome nach psychischen Traumatisierungen individuell sehr unterschiedlich stark und verschiedenartig ausgeprägt sein können. Dann sollten die häufigsten Symptome genannt werden, die nach der spezifischen Art und Weise einer Traumatisierung, die die Klientin genannt hat, auftreten können. Das Wissen, daß andere Menschen dasselbe durchlebt haben, gibt ebenso Sicherheit wie die Tatsache, daß der Therapeut die Symptome kennt.
Traumatisierte Menschen denken schnell, ihre Reaktion und sie selbst seien nicht mehr ganz normal. Dennoch oder gerade deshalb sollten sie nicht in pathologisierenden Begriffen angesprochen werden. Statt dessen hat der Therapeut die Aufgabe, die Symptome als übliche Reaktionen eines psychisch Gesunden auf ein ganz extrem belastendes Ereignis verstehen zu helfen.
Psychische Traumatisierungen durch Menschen sind Verletzungen der persönlichen Integrität und damit auch der persönlichen Grenzen. Dieses Thema kann sich in der Therapie an den Grenzen des therapeutischen Rahmens entzünden, häufig an Länge und Zeitpunkt der Sitzungen, an Stundensatz und Zahlungsweise, Kassenfinanzierung, Körperkontakt, Kontaktaufnahme zwischen den Sitzungen, Vorgehen bei notwendigen Klinikaufenthalten, Zugang zur Klientenakte, an Schweigepflicht, Schweigepflichtentbindung und Umgang mit selbstzerstörerischem Verhalten.
Traumatische Erfahrungen durch schwere Grenzüberschreitungen zerstören die Fähigkeit zu vertrauen, aber ohne Vertrauen ist keine Hilfe annehmbar. Ein Therapeut ist nur vertrauenswürdig, wenn er die persönlichen Grenzen des Klienten aus eigener Verantwortung heraus wahrt und respektiert.
In der traumatherapeutischen Arbeit hat es sich deshalb als notwendig erwiesen, Klientinnen transparente, für die Klientin zuverlässige und für den Therapeuten persönlich stimmige Grenzen zu bieten. Dabei ist es therapeutisch sinnvoll, die Arbeit an den Grenzen möglichst vom therapeutischen Rahmen in den therapeutischen Prozeß zu verlagern. Das bedeutet viererlei:
(1) Transparenz. Die Grenzen werden vom Therapeuten zu Beginn und wenn nötig im Verlauf der Therapie deutlich benannt.
(2) Zuverlässigkeit. Der Therapeut trägt die gesamte Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Grenzen, denn er weiß, daß sich viele von Menschen traumatisierte Klientinnen auf ihre eigene Fähigkeit zur Grenzsetzung nicht mehr verlassen können.
(3) Kongruenz. Die Grenzen entsprechen den Werten, dem Arbeitsstil und den praktischen Möglichkeiten des Therapeuten, so daß er sie selbst in schwierigen Situationen ohne besondere Anstrengung durchhalten kann.
(4) Nutzen für den therapeutischen Prozeß. Sobald Grenzen für die Klientin zum Thema werden bekommt sie die Wahl, diese auf der Realebene ohne Deutungsversuche zu diskutieren und zu verhandeln oder aber - sozusagen als Alternative für Fortgeschrittene - das aufgetauchte Thema als Teil des therapeutischen Prozesse zu betrachten und zu nutzen.
Der "Sichere Ort"
Variation für Kinder: Die "eigene Insel", die "sichere Burg", der "eingene Planet"
Es empfiehlt sich, die Klientin bereits in einer der ersten Sitzungen nach ihrer Vorstellung eines sicheren Ortes zu fragen. Die Klientin wird gebeten, ein Bild zu schildern, das ihr ein Gefühl der Ruhe und Sicherheit vermittelt.
Es sollen dabei ganz genau alle Sinnesmodalitäten, begleitende Gefühle und Gedanken und mögliche Handlungsimpulse erfragt und mit einem beschreibenden Wort verknüpft werden (z.B. Strand, Berg, Baum).
Dies ist dann eine Sicherheit vermittelnde innere Vorstellung, mit welcher sich die Klientin in Zeiten der Anspannung innerlich an einen sicheren Ort zurückziehen kann.
Am Ende einer Therapiesitzung, in der belastende Erinnerungen Thema waren, bietet eine kurze Phantasiereise zum sicheren Ort die Möglichkeit für die Klientin, die Sitzung in einem ausgeglichenen Zustand abzuschließen.
Die "inneren Helfer"
Fast jedes Kind kennt innere Helfer: Elfen und Zauberer, Kuscheltiere, Großmuttergestalten und Patenonkel. Erwachsenen mögen die Helden der griechischen Mythologie mehr bedeuten. Gläubigen Katholiken stehen immerhin vierzehn Nothelfer zur Verfügung. Nicht gemeint sind hier äußere Hilfspersonen. Es ist sinnvoll, die einzelnen hilfreichen Qualitäten der verschiedenen "Inneren Helfer" zu vergegenwärtigen.
Das Wohlgefühl in einem Teil des Körpers
Bevor die Klientin beginnt, sich an eine traumatische Situation zu erinnern, kann es hilfreich sein, sie zu fragen, wo im Körper sie eine angenehme Empfindung oder ein Wohlgefühl spürt. Es ist dann auch während der belastenden Erinnerung meist möglich, immer wieder das Wohlgefühl in Erinnerung zu rufen. Solange noch irgendwo im Körper ein angenehmes Gefühl vorhanden ist, strahlt dies auf die gesamte Befindlichkeit aus und ermöglicht eine assoziative Verbindung zu den Ressourcen.
Die Frage nach den Aspekten des Lebens, die bestehenbleiben sollen
Der Therapeut bittet die Klientin, eine Liste der Aspekte des Lebens anzufertigen, die durch die Therapie nicht verändert werden sollen. Diese Liste kann in schriftlicher Form mitgetragen werden, um sich in Momenten von Flashbacks daran erinnern zu können.
Bitte beantworten Sie alle Fragen. Markieren Sie neben jeder Fähigkeit den Grad, zu dem sie auftritt.
Die Antwortkategorien sind jeweils: Nicht - Wenig - Ziemlich - Sehr
1. Kann über das Trauma nachdenken und reden 2. Kann über andere Dinge nachdenken und reden 3. Schläft gut 4. Fühlt sich als Teil der Familie 5. Steht für sich ein 6. Pflegt die äußere Erscheinung (Nägel, Haare usw.) 7. Geht arbeiten 8. Geht zu sozialen Aktivitäten außerhalb des Hauses 9. Kann das Haus verlassen 10. Kümmert sich um Kinder und geliebte Menschen 11. Kümmert sich um Tiere und Pflanzen 12. Geht zum Abendessen aus 13. Zeigt gesunden Appetit 14. Stellt sich auf neue Situationen ein 15. Ruft Freunde und geliebte Menschen an 16. Lacht über Lustiges 17. Kann Freunden und Nahestehenden in die Augen blicken 18. Kann Fremden in die Augen blicken 19. Kann die Hand geben 20. Hält geliebte Menschen an der Hand 21. Küßt geliebte Menschen auf die Wange 22. Küßt Partner auf den Mund 23. Genießt das Liebesspiel 24. Gibt den Anstoß zum Liebesspiel 25. Badet normal 26. Interessiert sich für die Zukunft 27. Geht Freizeitaktivitäten nach 28. Übt ein neues Hobby aus oder geht einem neuen Interesse nach 29. Trifft innerhalb und außerhalb des Hauses Sicherheitsvorkehrungen 30. Kann zwischen unterstützenden und weniger unterstützenden Beziehungen unterscheiden 31. Wählt unterstützende Beziehungen 32. Beginnt Gespräche mit Verwandten, Freunden und Kollegen 33. Kann Fremde und Bekannte ansprechen 34. Kann sich ohne Drogen oder Alkohol entspannen 35. Hält Kritik gut aus 36. Nimmt Lob gut an 37. Ein anderes Zeichen der seelischen Heilung 38. Anmerkungen
Die Frage nach der begonnenen Heilung
Was hat sich bereits vor dem Beginn der Therapie positiv Verändert? Wie haben Sie diese Veränderung erreicht?
Die Aufgabe, weitere Heilungsschritte zu beobachten
Die Klientin wird gebeten, kleinste Anzeichen für den Beginn weiterer Heilungsschritte genau zu beobachten und frühzeitig zu erkennen. Es ist gestattet, mit Freunden und Verwandten darüber zu reden.
Die Frage nach dem älteren, weiseren Selbst
"Stellen Sie sich vor, Sie sind inzwischen eine gesunde, alte Frau und schauen auf diesen Abschnitt Ihres Lebens zurück. Was denken Sie, könnte diese wunderbare alte weise Frau zu Ihnen sagen, das Ihnen helfen könnte, diese Phase Ihres Lebens zu bestehen? Was würde sie sagen, sollten Sie sich merken? Was würde sie Ihnen empfehlen, um die Vergangenheit zu verarbeiten? Was würde sie Ihnen Angenehmes sagen? Und weiß sie etwas über die Therapie, und wie sie am meisten zu ihrer Heilung beitragen kann?"
Die Lichtstrahlmethode
Diese Methode eignet sich zur Erleichterung von psychosomatischen Schmerzen, indem sie die Art der Wahrnehmung des Schmerzes verändern kann.
Sobald die Kientin in der Lage ist, sich auf ihre Körperempfindungen zu konzentrieren, beginnt die Visualisierung. Der Therapeut erklärt der Klientin, daß es sich um eine Imaginationsübung handelt, und daß es keine richtigen oder falschen Antworten gibt.
Anschließend bittet er sie, sich auf die aktuellen Körperempfindungen zu konzentrieren: "Konzentrieren Sie sich auf die Empfindung in Ihrem Körper. Wenn dieses Gefühl eine Form hätte, wie sähe diese dann aus?" Entsprechend werden Farbe, Temperatur, Oberflächenstruktur, Gewicht und der Tonhöhe des Klanges der Mißempfindung erfragt.
Nun fragt der Therapeut nach der Farbe, die für die Klientin in besonderem Maße mit Heilung verbunden ist. Sobald die Klientin die Farbe genannt hat, fährt der Therapeut fort:"Stellen sie sich vor, daß ein Licht in ihrer bevorzugten Farbe durch Ihre Schädeldecke in sie hinein strömt. Stellen Sie sich vor, die Quelle des Lichts sei der Kosmos: Je mehr Sie davon verbrauchen, um so mehr steht Ihnen zur Verfügung. Das Licht fließt auf die Form zu, durchdringt und erfüllt sie, resoniert und pulsiert in ihr und um sie herum. Was geschieht währenddessen mit der Form, der Größe oder der Farbe?"
Wenn die Klientin signalisiert, daß sich eine Qualität verändert, wiederholt der Therapeut den letzten Absatz, bittet erneut um Rückmeldung, bis sich der Gegenstand ganz aufgelöst hat. Dies geht gewöhnlich mit der Auflösung der Mißempfindung einher.
"Während das Licht weiter in jenen Bereich strömt, können Sie es sanft in ihren ganzen Kopf strömen und diesen ausfüllen lassen, leicht und sanft. Lassen Sie es jetzt durch Ihren Hals strömen, in Ihre Schultern und durch Ihre Arme in die Hände und dann zu den Fingerspitzen hinaus. Und lassen Sie es jetzt durch Ihren Hals in den Rumpf Ihres Körpers strömen, leicht und sanft. Und nun lassen Sie es durch Ihr Becken hindurch in Ihre Beine strömen, und dann durch die Beine in die Füße und durch diese wieder hinaus."
Sobald der Therapeut feststellt, daß die Klientin völlig entspannt ist, gibt er ihr eine positive Suggestion für Frieden und Ruhe bis zur nächsten Sitzung. Dann fordert er sie auf, wieder aufzuwachen, sobald er bis fünf gezählt hat.
Die Geschichte vom jungen Bären (ab dem Kindergartenalter)
Es war einmal ein kleiner niedlicher schwarzer Bär, der aus der Bärenhöhle nach draußen gegangen war. Dort war es finster und es blitzte und donnerte, und unser Bär fürchtete sich zum Erbarmen. Die Hand sah er nicht vor den Augen, und er wußte, daß sich viel Schlimmes außerhalb der Höhle bewegte. Aber von drinnen hörte er das brummige Rufen der Bärenmutter, und so trollte er sich ganz schnell wieder in die gemütliche und warme Höhle. Er kuschelte sich an die Bärenmutter, spürte ihr langes zottiges Haar und den ruhigen Herzschlag. So an sie gelehnt (dabei die Anlehnung dem Kind anbieten) fühlte es sich ganz ganz sicher und geborgen und wußte ganz genau, daß jetzt nichts mehr passieren konnte. Sonst schlief er so immer ein, während er den gleichmäßigen Atem der Mutter spürte. Nun wollte er einfach nur ganz nah die Wärme spüren, ihren guten Geruch in der Nase haben und das tiefe Brummen ihrer Stimme hören. So fühlte er sich einfach sicher und wußte, daß er sich dieses Gefühl von Sicherheit ganz einfach merken konnte, wenn er nur daran dachte.
DIE AUSSENORIENTIERTE 54321-METHODE
Finde eine angenehme Position für Deinen Körper und einen Punkt im Raum, auf dem Du Deinen Blick ruhen läßt. Die Augen sind zunächst offen! Am Ende der Übung nimm Dich entweder wie bei einem Entspannungstraining zurück oder zähle einfach rückwärts von 10 bis 1, wobei Du bei jeder Zahl ein bißchen wacher, aufmerksamer und erholter bist, Dich mehr und mehr bewegst und tief atmest, um zuletzt erfrischt und hellwach die Augen zu öffnen. Du weißt, daß Du Dir während der ganzen Übung erlauben kannst, jede körperliche Veränderung durchzuführen, die dazu dient, Dein Wohlbefinden zu erhalten. Natürlich kannst Du Dich auch jederzeit vorher in der oben beschriebenen Weise zurücknehmen oder die Übung bewußt zum Einschlafen nutzen!
Die Technik
Sage Dir laut oder in Gedanken, was Du mit Deinen Sinnen im Moment gerade wahrnimmst!
5 mal: Ich sehe ... ! 5 mal: Ich höre ... ! 5 mal: Ich spüre ... !
4 mal: Ich sehe ... ! 4 mal: Ich höre ... ! 4 mal: Ich spüre ... !
3 mal: Ich sehe ... ! 3 mal: Ich höre ... ! 3 mal: Ich spüre ... !
2 mal: Ich sehe ... ! 2 mal: Ich höre ... ! 2 mal: Ich spüre ... !
1 mal: Ich sehe ... ! 1 mal: Ich höre ... ! 1 mal: Ich spüre ... !
Damit es funktioniert
Es ist in Ordnung, immer wieder die selben Wahrnehmungen zu benennen!
Wenn z.B. Geräusche stören, während der Phase des Sehens, wechsle einfach zum Hören und integriere die Geräusche auf diese Weise in Deine Wahrnehmung!
Wenn Du durcheinander gerätst mit der Abfolge der Übung, ist dies ein Zeichen, daß Du es gut machst und schnell entspannst. Du kannst dann entweder in diesem Zustand verweilen oder "raten", wo Du warst und fortfahren.
Wenn Du während der Übung merkst, wie sich die Augen schließen wollen, laß' sie sich schließen! Du kannst dann entweder die konkreten Wahrnehmungen der geschlossenen Augen beschreiben oder nur noch hören und spüren. Die Wahrnehmungen laut auszusprechen und dabei die eigene Stimme zu hören, verstärkt bei manchen den positiven Effekt der Übung.
Für Kleinstkinder
Wichtig in der Altersstufe von 1 bis 4 Jahren ist die personale Beziehung. Das Kind benötigt einen anderen Menschen, möglichst ein bekanntes und vertrautes Gesicht, den Klang der beruhigenden und Orientierung gebenden Stimme. Der Inhalt der Sprache spielt eine untergeordnete Rolle. Steht keine Bezugsperson zur Verfügung oder besteht der begründete Verdacht, daß die Bezugsperson eine schwierige Rolle spielt, dann kann zum Aufbau eines signifikanten Dritten ein Übergangsobjekt nützlich sein. Solche Objekte sind der geliebte Teddy, der Schnulli, ein Nuckeltuch, eventuell auch Kleinkinderspielzeug mit langen Haaren oder weichem Äußeren. Wenn das Kind es verträgt, in den Arm genommen zu werden, kann es gut sein, es auf dem Arm herumzutragen und dabei leicht zu schaukeln. Es sollte dem Kind dabei eine reale Umgebung angeboten werden, die Sicherheit vermittelt.
Das Symbol für die Gegenwart
Der Therapeut fordert die Klientin auf, im Therapieraum (oder an einem Ort in der Natur) einen Gegenstand auszuwählen, der ganz eindeutig nicht aus der traumatischen Vergangenheit, sondern aus der Gegenwart stammt. Der ausgewählte Gegenstand kann später immer wieder dazu benutzt werden, sich der Gegenwart zu "vergegenwärtigen". Findet die Klientin kein Symbol für die Gegenwart, kann der Therapeut auch fragen:"Schauen sie sich bitte mal im Raum um und beschreiben sie, was sie sehen."
Während Flashbacks (Nachhallerinnerungen) zufällig aufzutreten scheinen, werden sie doch durch ganz bestimmte Trigger (Auslöser, Schlüsselreize) ausgelöst. Diese Trigger können aus Sinneswahrnehmungen bestehen, die mit der traumatischen Erinnerung assoziiert sind, oder eher einer atmosphärischen oder kontextualen Wahrnehmung entspringen. Die folgenden vier Schritte erlauben Klientinnen, ihre Flashbacks besser zu verstehen und zu steuern.
Erdende Übungen
Hiervon gibt es in der Gestalttherapie zahlreiche Variationen. Erdende Übungen beginnen häufig in festem Stand mit beiden Füßen auf dem Boden. In Form einer Imaginationsübung kann sich die Klientin einen Baum vorstellen, dessen Wurzeln weit in die Erde ragen. Dabei ist es hilfreich, sich das Gewicht des Wurzelballens vorzustellen.
Bei dissoziativen Störungen hat es sich bewährt, die Klientin zu bitten, sich mit dem Rücken an die Wand zu stellen und mit den Zehenspitzen vom Boden abzudrücken, während die Fersen am Boden bleiben. Dadurch drückt sich die Klientin mit dem Rücken gegen die Wand. Sie wird gebeten, die Fläche genau zu spüren, mit der die Wand den Rücken berührt. Diese Übung bindet viel Aufmerksamkeit und ist deshalb gut zur Flashbackkontrolle geeignet.
Vertikale Augenbewegungen
Induziere vertikale Augenbewegungen in Verbindung mit beruhigenden Worten (z.B. "Sie können jetzt loslassen", oder: "Verschließen Sie es bis zum nächsten Mal in einer Truhe.") Anschließend kann bei Bedarf ein sicherer Ort geschaffen oder die Lichtstrahlmethode eingesetzt werden (s.o.).
Gleichgewichts- und Geschicklichkeitsübungen
Je nach Verfügbarkeit und Geschicklichkeit der Klientin eignen sich folgende Methoden, um die Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurückzuholen: Stelzenlaufen, Schwebebalken, Jonglieren eines Tellers, Jonglieren von Tüchern oder das Gehen auf einem auf dem Boden liegenden Seil.
Einsatz korrektiver Realerfahrungen
Flashbacks können so lebhaft sein, daß sie kaum von Realwahrnehmungen zu unterscheiden sind. Die in intensiven Kälteempfindungen bestehenden Flashbacks eines fast im Eiswasser ertrunkenen Klienten lernte dieser, mit einem warmen Bad und einer Tasse heißen Tees zuverlässig zu beenden. Ein Kind, dessen Mißbrauchserfahrung mit einem Hund zusammenhing, der es nicht geschützt hatte, gewann die Sicherheit im Alltag zunächst über einen besonders gut dressierten neuen Hund zurück. Solche korrektiven Erfahrungen können in der Therapie besprochen und im Alltag von der Klientin selbst gezielt aufgesucht werden.
Einsatz von Spiegeln
Es gibt zahlreiche Betroffene, die sich im Flashback an körperliche Verletzungen erinnern, die tatsächlich längst verheilt sind. Der Blick in den Spiegel reicht dann oft aus, um sich der körperlichen Unversehrtheit zu versichern. Nach manchen Arten von Verletzungen ist es sinnvoll, sich unbekleidet vor einen Ganzkörperspiegel zu stellen. In der Arbeit mit Kindern haben sich Spiegel in der Nähe des Bettes als Wirksam erwiesen, um es ihnen nach Alpträumen zu erleichtern, wieder in die Realität zurückzukommen.
Lösungsorientierte Fragen
Nachbesprechung
Mache unabhängig von der angewandten Form der Suggestion oder gelenkten Imagination eine ausführliche Nachbesprechung. Instruiere die Klientin, ein Tagebuch über die kommende Woche zu führen und Gedanken, Träume und Erinnerungen zu notieren. Bespreche mit der Klientin das Risiko einer eventuellen Heimfahrt am Steuer. Empfehle gegebenenfalls einen halbstündigen Spaziergang vor der Heimfahrt.